Das 17. Fenster – Die Jäger im Schnee

Das Kunsthistorische Museum in Wien ist ja bekannt für seine Gemäldegalerie mit herrlichen Werken der Renaissance und Barockzeit, aber auch des Manierismus. Ein wichtiger Schwerpunkt ist dabei die Sammlung der Niederländischen Künstler des 16. Jahrhunderts. In Wien haben wir da das ausgesprochene Glück, dass unser Museum die größte Sammlung weltweit an Bildern eines der originellsten Vertreter dieser Zeit haben. Ich meine Pieter Breughel den Älteren, auch als Bauernbreughel bekannt.
Ein Gemälde, das gerade um diese Jahreszeit bei Führungen gerne gezeigt wird, sind die “Jäger im Schnee”, das Winterbild aus Breughels Jahreszeitenzyklus.

Das Gemälde gilt als eines der Highlights der Sammlung und scheint auf den ersten Blick zu altbekannt. Es lohnt sich aber genauer hinzusehen und das Bild sprechen zu lassen. Zum einen lädt Breughel das Auge des Betrachters auf einen Spaziergang durch eine vermeintlich idyllische, realistische Landschaft ein. Wir betreten das Gemälde mit den Jägern und ihren Hunden (die Rückenfigur ermöglicht den Betrachter eine Identifizierung mit selbiger, wir steigen in das Bild ein). Unser Blick wird weiter in das Bild hineingeleitet durch die Bäume, die sich perspektivisch verkleinern und so den Weg in die Landschaft markieren. Und was gibt es da alles zu sehen… Eisläufer, Eishockeyspieler um ein Wasserloch, von Eis bedeckte See und Flüsse,  Schnee verhüllte Gebirgszüge. Der ideale Winter… Auf den zweiten Blick erkennt man aber auch die Krise, die dieser Winter mit sich bringt. Die Jäger bringen von der Jagd kein Wild nach Hause, einzig und allein einen Fuchs – wohl kaum der schmackhafe Winterbraten. Vor der Schenke links im Bild brennt ein Feuer, allein Bratgut scheint zu fehlen. Die Jagdhunde ziehen vor Kälte die Schwänze ein und ihr Fell ist gesträubt. Das Bild entstand um 1563 und dokumentiert einen der härtesten Winter seit über hundert Jahren. Wir sind im Zeitalter der sog. “kleinen Eiszeit” angelangt, einer Klimaschwankung, die nicht allein das 16. Jahrhundert betraf. Flüsse wie die Schelde waren Monate lang von Eis bedeckt und Handelsschiffe staken in der Eisschicht fest. Hunger und Armut verbergen sich hinter der verspielten Winterlandschaft…

Außerdem dies ist kein Abbild einer realen Landschaft  – mag Breughel zunächst seine Heimat dokumentieren, in den Niederlanden oder Belgien wird man vergeblich nach einem derart eindrucksvollen Gebirge suchen. Breughel komponiert eine Ideallandschaft. Die wirklich gelungenen Berge sind seine Erinnerung an die Alpen, die er 1551 auf dem Weg nach Italien bezwang, damals wahrhaftig ein waghalsiges Abenteuer – Wegelagerer, die Witterung, keine Straßen, Steinschläge. Als Europareisender im 16. Jahrhundert machte man vor Antritt der Reise am besten sein Testament…und kam dann doch am Ziel an.

“Die Jäger im Schnee” sind in der Dauerausstellung der Gemäldegalerie im 1. Stock im linken Flügel zu bewundern. In der Winterzeit ist es möglich, im KHM an Weihnachtsführungen oder speziellen Winterführungen teilzunehmen. Mir hat es immer Spass gemacht, dieses Thema zu führen. Hier findet ihr das aktuelle Führungsprogramm.

Alles Liebe,

eure Elisa

2 Antworten auf „Das 17. Fenster – Die Jäger im Schnee“

  1. Besonderes Augenmerk lege man auch auf die eingezogenen cocktails der Hunde, die sinnbildlich für die Kält und die erfolglose Jagd stehen 😉

    Bin schon gespannt, wann ich wieder mal eine Führung von dir bekomme! Vielleicht kann ich uns auch einen gratis Audioguide besorgen – die haben dort sehr nette Mitarbeiter *g*

    Dickes Bussi

  2. Liebe Elisa!
    Wenn ich Deinen Text über die “Jäger im Schnee” lese, bekomme ich richtig Lust mit Dir wieder einmal durchs KHM zu gehen. Mit Noah geht das ja momentan eher nicht, oder?
    Auf jeden Fall wäre ich nach wie vor für eine Kunstvermittlungsoffensive-zusammen mit Dir. Ich hätte so viele Ideen dazu,…Kunst, Kultur und Kunstgeschichte den Menschen schmackhaft zu machen…
    Liebe Grüße und auf bald (zumindest telefonisch)
    Jürgen

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