A Piano is a Piano is a …. Home

Die letzten Strahlen der Herbstsonne fallen durch das Balkonfenster auf eine einst glatt polierte Oberfläche. Das alte braune Holz strahlt Wärme aus. Endlich hat es den Weg hinauf auf dem Erdgeschoss in die Wohnung nach oben geschafft – das Klavier! Nach dem es beim Umzug vor mehr als sechs Monaten fast die Treppe abgestürzt wäre, steht es nun seelenruhig und mit sich und seiner Umgebung im Einklang im großen Wohn-Ess-Küchen-Lebensraum gleich neben dem Balkon (nicht der vom “Erker”). So als wäre es nie anders gewesen.

Und auf einmal hat sich etwas geändert, seit dem dieses Piano bei uns oben steht, ist es, als wäre ich wirklich “nach Hause gekommen”. Auf einmal hat unser Heim eine Seele bekommen – zumindest für mich.

Und es ist auch wirklich ein besonderes Piano – das hat der Transporteur gleich bemerkt – “Oha, ein deutsches Klavier” Sein Blick fällt auf die Inschrift auf der Innenseite des Deckels (“C.J. Quandt – Berlin) “Des wird schwer!” Mein Blick fällt auf eine tiefe Kerbe in der Treppe, die das Klavier dort beim letzten Versuch, es nach oben zu befördern hinter lassen hat. “Ja, wahrscheinlich…” murmle ich. “Des hat mindestens zwahundertfuffzig Kilo…” Sein Kollege blickt ihn ernst an – “Na, ich fürcht’ des wiegt mehr…” Recht hat er….

Aber trotzdem ist es dann innerhalb von zehn Minuten bei uns oben im ersten Stock – zehn Minuten in denen ich mir denke – “Na hoffentlich heben die sich keinen Bruch…” Sie stellen es auf die Untersetzer, da hebt einer von ihnen den Deckel und sagt erstaunt: “Du schau, – ein Oberschalldämpfer!”  “Geh echt?” der Kollege… Ich – schon Befurchtungen, dass das was Schlimmes sein könnte – frag schnell: “Und was heißt das?” “Das Klavier ist mindestens hundert Jahre alt, man baut Klaviere nicht mehr so..” “Ja das kann sein, das Klavier hat meiner Urgroßmutter gehört..” gebe ich zurück. Er spielt ein paar Töne: “Das ist aber noch gut in Schuss!”

Ja das ist es wirklich, denke ich mir, vor allem wenn man bedenkt, wie oft ich als Kind auf das Klavier rauf gestiegen bin, um von dort auf einen Kasten oder hohen Kachelofen zu klettern oder es als wichtiges Trageelement für meine komplizierten Regenschirmhäuser verwendet habe. Ach ja und die vielen Katzen, die dieses Klavier schon mit erlebt hat und die auch ihre Spuren darauf hinterlassen haben. Ein echter Überlebenskünstler unter den Klavieren. Ich bin mit diesem Klavier zusammen schon elf Mal umgezogen – es hat mich mein ganzes Leben begleitet.

Und wenn ich mich heute mit Noah oder Finley daran setzen, dann ist es die fünfte Generation meiner Familie, die darauf spielt.

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