Unterwegs

Es ist was es ist, sagte einst der Fährmann und schloss den Aufgang zu seinem Boot. Er fuhr nun über den Fluss, so wie jeden Tag, ohne dass er eine Person zu dem Anlegesteg auf die andere Seite brachte, denn niemand kam mehr, schon lange nicht mehr. Der Fährmann war schon sehr alt und war viel herumgekommen auf der Welt, als er einst an die Mündung diese Flusses kam und sich hier wohl fühlte, eröffnete er den Fährdienst und brachte jeden Tag dutzende an Menschen auf die andere Seite des Dorfes…

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Die Schlafwandlerin

Von Kindheit an hatte Clara ein aufregendes Nachtleben. Nicht, dass sie eine Frühstarterin gewesen wäre und schon mit 8 Jahren in die Discos ging -nein, ihr Nachtleben spielte sich ganz in ihren Träumen ab.

Natürlich träumen wir alle nachts, auch wenn wir uns nicht immer daran erinnern können. Doch im Vergleich zu dem schwarz-weißen Stummfilm, dessen Filmrolle immer wieder abreißt, um dann an einer komplett anderen Stelle, scheinbar zusammenhangslos, wieder einzusetzen – dem Otto Normalverbraucher Traum -, waren ihre Träume bombastische 4 Stunden Bollywood Meisterwerke in IMAX Qualität, mit leuchtenden Farben, die selbst die Wirklichkeit nicht zu bieten hat, und Soundtracks von Danny Elfman…

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Der Hof der Wunder

Es war halb sechs. Die Sonne verkroch sich allmählich hinter dem Horizont und färbte den Himmel dabei zart rosa. Anna lag noch immer in ihrem Bett. Unwillig den Tag zu beginnen neigte sich dieser langsam seinem Ende entgegen.

Anna war weder körperlich krank, noch vom Alter geschwächt, dennoch verbrachte sie die meiste Zeit in ihrem Bett. Sie drehte sich hin und her. Mal atmete sie tief und gleichmäßig, dann begann sich ihre Kehle zuzuschnüren und die Luft fand kaum einen Weg
in ihre Brust. Sie weinte.

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Gedichte 1980

Kinderträume

Hänsel und Gretel im Wald:
in der Begegnung keine Erinnerung
– sich kindfremdsein –
– nur die Mutter:
„Es war in Baden bei Wien
auf der Wiese Deiner Kindheit“
Doch die gestreuten Brotkrümchen
sind längst aufgepickt
von den hungrigen Vögeln der Gedanken
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